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Gemeinderat, 9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 77 von 108

 

der Kampf für eine gemeinsame Schule. (GR Mag Wolfgang Jung: Noch mehr Niveaudruck, oder was?) - Das glauben Sie, aber auch in anderen Ländern, gerade in skandinavischen Ländern, die bei dieser Studie vorne sind, ist das so. (GR Mag Wolfgang Jung. Ich habe selbst in Skandinavien gelebt!) - Dann hätten Sie auch etwas lernen können, das ist ja schön, aber das haben Sie halt nicht mitgenommen. Das steht nun einmal in der PISA-Studie, diese Länder sind vorne. Daher kämpfen wir darum. Das ist auch ein entsprechend wichtiger Kampf, der hier um Chancengerechtigkeit geführt wird, aber natürlich in Österreich nur bundesweit gewonnen werden kann. Ich meine, sowohl von den gesellschaftlichen Voraussetzungen als auch, wenn du die These vertrittst, dass man von Bundesland zu Bundesland verschiedene Schulsysteme einführen soll, wovon ich nichts halten würde. Das muss schon gesamtösterreichisch gelingen. Aber wir haben ja wieder Wahlen, also hoffe ich, dass da ein entsprechender Durchbruch gelingt.

 

Wien unternimmt aber viel im Rahmen seiner Möglichkeiten, und zwar beginnend im Kindergarten. Wir haben jetzt einen Bildungsplan, der im Fertigwerden ist und gerade darauf Rücksicht nimmt.

 

Wir haben einen LehrerInnenstellenplan beschlossen, wo wir die entsprechenden zusätzlichen Ressourcen - es sind 800 LehrerInnen mehr - im Stadtschulrat für Wien auch gefordert haben. Man muss aber zugeben, wir haben natürlich durchaus gut verhandelt. Wir haben fast die Hälfte aller uns sozusagen weggekürzten Lehrerinnen und Lehrer zurückverhandelt. Wir haben die 111 zusätzlichen Lehrer erreicht, die im nächsten Schuljahr zum Einsatz kommen werden, die im Volksmund "Häupl-Lehrer" genannt werden, wo man also durchaus merkt, wem das zugeordnet wird, wo praktisch in jeder Schule, wo das gebraucht wird, entsprechend eine Lehrkraft mehr nur für diesen Zweck und ausschließlich für diesen Zweck sein wird. (GR Mag Wolfgang Jung: Heißen die "Häupl-Lehrer", weil man ein rotes Parteibuch braucht?)

 

Gibt es damit in Wien keine Probleme? Natürlich nicht. Natürlich gibt es Probleme. Natürlich ist das kein einfacher Prozess. Daher soll man auch nicht so tun, als wäre alles schon geritzt und würde sozusagen blendend laufen. Natürlich nicht. Wien ist aber den Problemen nicht hilflos ausgeliefert. Wir haben ja bis zum Jahr 2000 Modelle gehabt, bis zu dem brutalen Kürzungskurs, sogar sehr erfolgreiche Modelle, die sich auf muttersprachliche BegleitlehrerInnen gestützt haben und wo es österreichische Eltern gegeben hat, die ohne Migrationshintergrund sind, die ihre Kinder dort angemeldet haben, weil es dort zusätzliche Ressourcen, zusätzliche Möglichkeiten gegeben hat.

 

Diese Möglichkeit, sozusagen freiwillig eine Durchmischung zu erreichen, die damals schon begonnen hat, ist natürlich um einiges besser als diese Zwangsmaßnahmen der ÖVP, wo man dann Kinder verschickt, versendet, mit dem Bus herumführt, ohne dass sie das wollen. Dort, von wo sie wegkommen, nicht erwünscht, dort, wo sie ankommen, Döbling, Hietzing, ebenfalls nicht erwünscht, sodass ich mir von einem derartigen Verschickungs- und Versendungsprogramm, von diesen Zwangstransporten, nichts Gutes erwarte.

 

Ich bin durchaus kein Freund der Regelschule und sozusagen der Sprengelschule, aber für mich war immer klar, dass ich gleichzeitig für eine freie Schulwahl bin, weil es da oder dort ein spezielles Angebot gibt. Wer das bis jetzt besonders hochgehalten hat, war die ÖVP. Das geht dann schon überhaupt nicht, wenn ich hier sozusagen dekretiere. Oder möchte ich, dass alle, wenn das nicht passt, sozusagen aus dem Pflichtschulbereich gehen, aus der öffentlichen Schule weggehen und in die Privatschule flüchten? Ich weiß nicht, wie das funktionieren kann. Das ist sozusagen nicht nur in der Gefahr, rassistisch abzugleiten, es ist dieses System auf alle Fälle unpraktikabel. (GR Christian Oxonitsch: Das sollte die ÖVP einmal mit ihren eigenen Leuten diskutieren!)

 

Jetzt zu den Vorrednerinnen: Zur Kollegin Jerusalem: Bei der PISA-Studie wollten wir, dass etwas Größeres zusammenfließt, das wir gerade für Wien auswerten können. Wir haben es gefordert. Sie sagen sozusagen, ich weiß nicht, es hat fast drohend geklungen, das nächste Mal wird es mehr werden. Na super! Es geht nur deshalb nicht, weil der Bund gespart hat und ein so kleines Sample gemacht hat, dass die Wiener Gruppe zu klein war. Das heißt, daran ist es gescheitert. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Sie waren dagegen!) Wenn man es mehr und größer macht, entspricht man durchaus den Wiener Forderungen. Ich sage, mich würde es freuen, nur kann man jetzt nicht sagen, mit dieser Studie zeigt sich Wien, weil es eben die Wien-Auswertung nicht gibt. Daher ist es unseriös, das zu behaupten. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Das würde mich freuen!) - Was freut Sie daran, dass der Bund so ein kleines Feindbild gemacht hat? Ich weiß es nicht. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Ich würde mich freuen, wenn es eine Wien-Auswertung gäbe!) Das würde es. Aha, das ist die Freude! Super, gut so! (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Wir können gern gemeinsam an den Bund herantreten! Ich unterstütze diese Forderung!) Ich meine, wir haben es historisch gefordert. Damals hat es keine Unterstützung gegeben, aber Sie waren damals zugegebenermaßen noch nicht im Hause! (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Ich unterstütze diese Forderung sehr gern!) Sie waren noch nicht da, aber ich meine, wenn Sie das jetzt unterstützen, soll es mich freuen! (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Wir können gleich gemeinsam gehen!) Okay! Wir stellen fest, uns würde es freuen. Damals ist es nicht gegangen, jetzt gibt es eine einzelne, freudige Stimme aus dem Off, hier aufgeführt. Das nehmen wir zur Kenntnis!

 

95 Prozent aller Kinder sind im letzten Kindergartenjahr in Wien sowieso schon im Kindergarten. Das heißt, wen würden Sie da mit ihren kostenlosen Jahren noch in besonderer Weise fördern oder fordern? Ich weiß es nicht. (GR Dr Matthias Tschirf: Warum sind Sie dagegen?) Die, die es brauchen, haben es ab dem 3., ab dem

 

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