Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 57
und Wiener Stadtwerke, zuletzt am 7.4.2006, hat es insgesamt fünf Tagesordnungspunkte gegeben. Davon waren zwei Antragsbehandlungen, das heißt, dafür konnte der zuständige Stadtrat nichts. Ein Bericht hat sich mit genehmigten Überschreitungen beschäftigt, einer war eine Subventionsliste, und ein Antrag hat sich mit Consulting-Leistungen beschäftigt. Das war alles.
Das heißt, die wirklichen wirtschaftlichen Entscheidungen fallen nicht
nur woanders – das wissen wir schon längst und damit müssen wir uns schon
längst herumschlagen; sie werden innerhalb der SPÖ diskutiert, nehme ich an –,
sondern sie kommen in den Gemeinderatsausschüssen nicht einmal mehr zur
Sprache. Daher ist eine dringende Forderung von uns allen, von der gesamten
Opposition, glaube ich, eine Rückkehr zur gelebten Demokratie in Wien. Das ist
eine dringende Notwendigkeit. (Beifall
bei der FPÖ.)
Wie sehr aber Sand im Getriebe steckt zwischen zum Beispiel
Krankenanstaltenverbund und Leistungen, die ausgegliedert werden oder von
hinzugezogenen wirtschaftlichen Leistungserbringern getätigt werden, das hat ja
der Kontrollamtsbericht – der wurde heute schon zitiert – zum technischen
Dienst des AKH gezeigt. Im Clinch mit den VAMED-Töchtern hat sich hier
Unglaubliches ergeben. Es war dies eine schlaglichtartige Beleuchtung der
Zustände und Kompetenzstreitigkeiten zwischen in dem Fall AKH auf der einen
Seite und eben VAMED-Töchtern auf der anderen Seite. Es hat hier Unglaubliches
stattgefunden. Zwischen der Technischen Direktion und einer Gesellschaft der
VAMED wurde ein Betriebsführungsvertrag vereinbart, der die gesamte technische
Betriebsführung ausgegliedert hat. Im Kontrollamtsbericht ist klar ersichtlich
gewesen, dass die Zusammenarbeit zwischen Direktion und VAMED seit Jahren nicht
funktioniert hat und sich ungemein konfliktreich entwickelt hat. Eine ganze
Reihe zukunftsweisender Projekte ist wegen dieser massiven
Auffassungsunterschiede zwischen diesen beiden Gruppen nicht zum Tragen
gekommen. Einvernehmliche Erklärungen wurden als gegenstandslos erklärt, die
Dinge haben sich wieder über Jahre hingezogen.
Die Technische Direktion wollte ja eigentlich – im Jahr 2004 war
Kündigungstermin – die Zusammenarbeit mit der VAMED beenden. Der Wiener
Krankenanstaltenverbund hat aber hier nicht zugestimmt, hat von der Kündigung
keinen Gebrauch gemacht.
Damit sind die Ähnlichkeiten mit der vorliegenden GmbH klar ersichtlich
und unübersehbar. Beim AKH ist es eine technischen Betriebsführung, beim
gegenständlichen Tagesordnungspunkt geht es um Entscheidungen im Immobilenbereich.
Es wurden übrigens 250 Mitarbeiter ausgegliedert, was auch ein
interessanter Vorgang ist – ich frage mich, was da die Gewerkschaft dazu gesagt
hat –, und die Kündigung des Vertrages wurde letztendlich nicht vollzogen.
Stattdessen wurde ein Kompromiss zwischen den beiden Gruppen dahin gehend
erzielt, dass die VAMED-KMB – so heißt die Firma – dafür sorgt, dass eine
laufende Kontrolle durch Ziviltechniker erfolgt, und die Technische Direktion
dagegen eben die Verantwortung für die technischen Betriebe allein übernimmt.
Ich würde meinen, wenn man solche Weichenstellungen wie die Gründung
einer GmbH vollzogen hat, dann heißt das, dass solche Lösungen eine gewisse
Eigengesetzlichkeit entwickeln, deren Überwindung, wie man sieht, kaum mehr
möglich ist. Da geht das dann wahrscheinlich jahrzehntelang in die gleiche
Richtung. – Das war das eine.
Das andere ist die heute hier auch schon oft besprochene Errichtung
eines Privatspitals und Hotelbetriebes im AKH, wozu ich sagen muss, das geht in
die gleiche Richtung. Ich zumindest habe das vor einigen Tagen aus der Presse
entnommen, ich bin nicht informiert worden, ich weiß auch nicht, ob in den
Ausschüssen hier eine lebhafte und breite Debatte zu diesem Thema stattgefunden
hat. Ich habe nichts davon gehört, ich glaube das daher auch nicht.
Das Projekt selbst ist bereits weit fortgeschritten. Es gibt bereits
eine ARGE AKH, die sich damit beschäftigt, und zwar haben Bund und Stadt Wien
gemeinsam im Februar bereits den Bauplatz freigegeben. Das heißt also,
Kontrollfunktion und Information des Gemeinderates werden völlig ausgeschaltet.
Es ist zwar versprochen, dass keine Verwendung von AKH-Mitteln erfolgt,
sowie in Aussicht gestellt, eine private Finanzierung aufzutreiben, mein Glaube
daran hält sich aber in engen Grenzen. Es muss ja keine AKH-Finanzierung sein –
das glaube ich schon –, aber wohl eine solche über den KAV oder eben über
Mittel der Stadt Wien selbst.
Da ist sicher absehbar, dass wir uns bei der Verwirklichung dieses
Projektes – das wird ja noch bestritten, dass es genau in diese Richtung läuft
– in Kontrollamtsberichten noch öfter mit diesem Themen beschäftigen werden,
denn wenn es, wie wir schon im Bereich des AKH und der VAMED gesehen haben, zu
massiven Auseinandersetzungen und Reibungsflächen zwischen den
Verwaltungsgruppen kommt, ist davon auszugehen, dass solche Probleme auch bei
der Abgrenzung zwischen AKH einerseits und Privatspital andererseits erfolgen
werden.
Und wenn letztendlich das Geld der Steuerzahler, wie ich vermute, zum Einsatz
kommen wird, dann ist die Frage: Wo wird das Geld fehlen? Hier besteht die
Gefahr – das wurde schon angesprochen – einer Drei-Klassen-Medizin. Es wird
sicherlich eine Verdünnung des Privatpatientenanteils im übrigen AKH erfolgen,
auch keine Frage. Und es ist natürlich eine Frage, ob die Gesundheitsversorgung
durch die Stadt Wien durch solche letzen Endes wahrscheinlich sehr teure und
große Projekte nicht gefährdet wird.
Auf eine, wie ich glaube,
interessante Differenzierung bei den Projekten der Stadt Wien möchte ich noch
hinweisen. Auf der einen Seite gibt es eben ein Luxusprojekt im Rahmen des
Allgemeinen Krankenhauses – wie ich vermute auf Kosten der Steuerzahler und
auch auf Kosten der finanziellen Ausstattung unserer Spitäler; es ist ein, wenn
man so will, Superprojekt eines
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