Gemeinderat,
8. Sitzung vom 24.04.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 57
und die Ambulanz für adipöse Kinder im AKH besteht offensichtlich in einem kleinen Kammerl mit wenig bis gar keinem Personal. Und was wird dort gemacht? Dort wird festgestellt, dass die Kinder übergewichtig sind - na, das haben die Eltern schon gewusst, als sie gekommen sind! -, und eine Therapie wird ihnen nicht angeboten.
Frau Stadträtin! Wenn Sie das unter
Problemerledigung verstehen, dass Sie sagen: Okay, wenn sie Geld dafür
kassieren, finde ich es auch nicht super, dann bieten wir es eben nicht an -
wenn das sozialdemokratische Gesundheitspolitik ist: Gute Nacht! Frau
Stadträtin, installieren Sie ein Programm für die Kinder, und bitten Sie die
Eltern nicht zur Kasse. Denn sonst muss man Ihnen unterstellen, dass Sie es
nicht ernst meinen. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau
GRin Korosec. Ich erteile es ihr.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Das vorliegende Geschäftsstück, um das es heute geht - da haben schon
meine zwei Vorredner darauf hingewiesen, wie unnötig hier eine neue
Gesellschaft ist, daher möchte ich es gar nicht näher begründen. Klar ist
natürlich, dass der ganze Aufgabenbereich, der damit abgedeckt werden soll,
selbstverständlich auch heute von der TU 2, TU 3 wahrzunehmen ist.
Das ist einmal der erste Punkt.
Darüber hinaus sind ja auch noch die Schwerpunktkrankenhäuser mit einem
Technischen Direktor bestückt, daher müsste man sich auch dort darum kümmern.
Nicht zu vergessen ist überdies, meine Damen und Herren, dass für die
Verwaltung der Immobilien die Stadt Wien verantwortlich ist. Der Magistrat
verfügt doch zweifelsohne über die nötige Infrastruktur.
Was bedeutet das? Das heißt, die neue Gesellschaft im Umfeld des KAV ist
nur eine weitere Aufblähung des Apparats, die neue, zusätzliche Kosten
verursacht. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Es ist dies ein weiterer Beweis dafür, dass die
SPÖ nicht wirtschaften kann. Die roten Zahlen ziehen sich wie ein roter Faden
durch die Geschichte der Sozialdemokratie. Auch die vorgelegten Unterlagen
geben keinen Hinweis darauf, wie viel Geld dafür überhaupt ausgegeben wird und
für welche Infrastruktur, aber vor allem, welches Einsparungspotential damit
verbunden sein könnte. Das müsste ja in erster Linie Ihre Überlegung sein. Es
gibt zwar angeblich nur einen Geschäftsführer und vielleicht einen Prokuristen,
aber natürlich ist dann auch noch anderes Personal notwendig. Was das ausmacht,
was das kostet, das weiß man nicht - na, man wird doch nicht so kleinlich sein,
meine Damen und Herren!
Aber neben dem wirtschaftlichen Aspekt spricht auch die im AKH gemachte
Erfahrung massivst gegen den Ausbau einer Parallelstruktur. Frau Kollegin Pilz
hat kurz darauf hingewiesen: Die Unstimmigkeiten und Unklarheiten in der
Aufgabenverteilung zwischen Technischem Direktor und VAMED führten dort
teilweise zum völligen Stillstand technischer und baulicher Projekte. Das
Kontrollamt hat dort eine Eskalation festgestellt, wodurch eine konstruktive
und sachgerechte Kooperation zum Zeitpunkt der Prüfung überhaupt nicht oder nur
sehr eingeschränkt möglich war. Die Wiener ÖVP ist daher vehement gegen die
Einführung einer zweiten und in den Schwerpunktkrankenhäusern einer dritten
Ebene, die sich mit mehr oder weniger identischen Aufgaben beschäftigen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Frau StRin Brauner! Ich fordere Sie auf, bereits bestehende Strukturen
wie die TU 3 nicht zu unterminieren, sondern personell und organisatorisch
so zu strukturieren, dass die Arbeit effizient erfolgen kann.
Meine Damen und Herren! Frau Stadträtin! Es ist ein Grundproblem von
Ihnen, dass es durch falsche Disposition und einen sehr lockeren Umgang mit dem
Geld des Steuerzahlers einerseits zu einem riesigen Rückstau bei den
Investitionen im KAV gekommen ist - das werden Sie, Frau Stadträtin, mit der
Gründung einer neuen GmbH auch nicht in den Griff bekommen -, und Ihre
Vorgangsweise gerade im Zusammenhang mit dem Wiener Krankenanstaltenverbund
lässt kein stringentes Konzept erkennen. Ich denke nur an Projekte wie die
Gründung einer eigenen AKH-Betriebsgesellschaft, diese stehen ja seit langem im
Raum.
Aus diesem Grund bringen Frau Kollegin Karin Praniess-Kastner und ich
einen Beschluss- und Resolutionseintrag ein. Der Antrag lautet:
„Die zuständige Stadträtin für Gesundheit und Soziales möge bis Ende
Juni 2006 dem Gemeinderatsausschuss ein verbindliches Road Map vorlegen, was im
Zusammenhang mit dem KAV an Gründungen von Betriebsgesellschaften,
Umstrukturierungen und Aufgabenübertragung an Externe bis zum Jahr 2011 geplant
ist. Insbesondere sind Neustrukturierung der TU 1/TU 4,
Reorganisation der Führungsebene - kollegiale Führung -, Ausgliederung der
TU 2, Gründung einer Betriebsgesellschaft AKH, Neudefinition des
Aufgabenprofils der TU 3, Gründung von Gesellschaften der Stadt Wien im
Zusammenhang mit KAV-PPP-Projekten mit Details, mit Zeitplan, Zielsetzung und
Kostenschätzung darzustellen.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt." (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Sicherung der medizinischen
Versorgung der Wienerinnen und Wiener ist zu wichtig, um sie durch planlose
Vorgangsweise zu gefährden. Floriani-Prinzip statt Konzepte, das kann nicht
funktionieren! Wir werden daher diesem Geschäftsstück natürlich nicht unsere
Zustimmung geben.
Aber, meine sehr verehrten Damen
und Herren, in der Zwischenzeit sind fast zwei Jahre ins Land gezogen, seit
Sie, Frau Stadträtin, diesen Bereich übernommen haben. In dieser Zeit haben Sie
sehr viel Ankündigungspolitik betrieben. Sie scheuen sich auch nicht, fast im
Wochentakt Ihre Zukunftsprojekte zu wiederholen - alle mit großem Fragezeichen
versehen, weil offenbar gilt: "Nix ist fix". Mehr als Worte sind es
nicht, auf die Taten warten wir, Frau Stadträtin! Wir warten schon sehr
ungeduldig darauf. Eine Gesundheitsstadträtin misst man
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular