Gemeinderat,
7. Sitzung vom 31.03.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 52
Es ist das nicht nur eine historische Entscheidung, ein über 200 Jahre altes Opernhaus seiner ursprünglichen Bestimmung zu übergeben, es ist auch einzigartig in Österreich und in Europa. Fast überall wird im Kulturbereich gespart. In der Bundesregierung wird massiv gespart. Andere Städte wie Graz wissen nicht mehr, wie sie ihre Kulturaufgaben finanzieren können. In anderen Städten im Ausland werden Theater zugesperrt, wie beispielsweise das berühmte Theater am Turm in Frankfurt. In anderen Städten werden Theater zusammengelegt, wie die drei Opernbühnen in Berlin, die zusammengelegt werden, was insgesamt nur eine versteckte Schließung von Theaterräumen ist. Ganz im Gegensatz dazu eröffnet Wien ein neues Opernhaus, und zwar nicht eine kleine Bühne irgendwo in Kellertheatergröße, sondern ein Opernhaus mit tausend Sitzplätzen in einem historischen Gebäude.
Wien investiert in seine Stärke.
Da wurden wir auch durch eine wissenschaftliche Studie der Infora bestätigt,
die sagt, dass das große Musiktheater zentrale Bedeutung für den
Städtetourismus und den Kongresstourismus in Wien hat. 26 Prozent der
Wien-Besucherinnen und -Besucher besuchen ein Musical, 28 Prozent der
Wien-Besucherinnen und -Besucher besuchen eine Opernaufführung. Das heißt, Wien
investiert in die richtige Richtung, in die Kunst und Kultur. Wien investiert
in seine Stärke als Musikwelthauptstadt. Wien investiert zusätzliche Mittel. Da
werden zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt. Da wird niemandem etwas
weggenommen. Da wird nicht umverteilt. Obwohl der Bund in Wien jedes Jahr den
Wiener Kulturinstitutionen die Mittel um 5 Millionen EUR gekürzt hat,
haben wir die Kulturmittel in der Stadt Wien insgesamt erhöht und schaffen neue
Häuser.
Die neue Oper an der Wien ist aber
nicht nur aus touristischen Gründen oder aus Umwegrentabilitätsgründen wichtig,
sondern ist auch aus künstlerischen Gründen wichtig, weil wir hier nicht nur
das ideale Mozarthaus haben, sondern auch eine künstlerische Lücke geschlossen
wird, nämlich erstmals ein großes qualitatives Haus für die Barockoper
geschaffen wird. Das Theater an der Wien wird nach dem Jahr 2006 die Barockoper
im Theater an der Wien spielen, von Monteverdi bis Mozart, wird aber auch
zeitgenössische Opern bringen und wird den zwei großen Orchestern, die bisher
keine Opernspielstätte in dieser Stadt hatten, nämlich den Wiener Symphonikern
und dem Radio Symphonieorchester, eine Spielstätte geben.
Das heißt,
Wien wird hier neue künstlerische Qualität schaffen. Das ist auch die Antwort
auf die Frage, warum wir ein viertes Opernhaus brauchen. Wir brauchen insgesamt
natürlich kein viertes Opernhaus, wir schaffen ein viertes Opernhaus, aber wir
sind davon überzeugt, dass wir in Kürze zumindest ex aequo Erster sind. Die
Erfolge der ersten drei Monate geben uns Recht, dass das Theater an der Wien
nicht das vierte, sondern das erste Opernhaus in dieser Stadt sein wird.
Das Neue am
Theater an der Wien ist der Stagione-Betrieb. Dieser Betrieb ist international durchaus
Norm. Das ist in Brüssel so, das ist in der Mailänder Scala so und das ist in
Chicago und in vielen anderen Opernhäusern dieser Welt so, dass nicht
Repertoire gespielt wird, sondern im Stagione-Betrieb. Das bringt insgesamt
mehr Qualität. Es bringt mehr Qualität, weil jede Aufführung in der
Erstbesetzung, in der besten künstlerischen Besetzung, gespielt wird.
Es gibt
insgesamt durch das Theater an der Wien mehr neue Produktionen. Die Staatsoper
bringt jedes Jahr vier Premieren heraus. Im Theater an der Wien werden jedes
Jahr zehn Premieren gespielt werden. Und die werden gleich oft gespielt werden,
wie die neuen Produktionen in der Staatsoper. In der Staatsoper wird jede
Neuproduktion während eines Jahres siebenmal aufgeführt. Im Theater an der Wien
wird jede Neuproduktion acht- bis zehnmal aufgeführt. Das heißt, insgesamt wird
hier viel neues Kunstschaffen geboten.
Es ist nur
eine Frage der Betrachtungsweise, was ein Schließtag ist. Natürlich gibt es
Schließtage, aber wenn 40 Jahre lang dieselbe "Tosca" in der
Staatsoper gespielt wird, ist eigentlich an diesem Abend auch Schließtag für
diejenigen, die sie schon vor 40 Jahren, vor 30 Jahren oder vor
20 Jahren gesehen haben. Genau dasselbe ist, wenn sieben Jahre lang "Cats"
im Theater an der Wien gespielt wird. Das ist eigentlich für viele Menschen in
dieser Stadt sieben Jahre lang ein Schließtag gewesen, weil man dort sieben
Jahre lang nichts anderes gesehen hat. “Cats“ ist erfolgreich gewesen, wir
stehen schon zum Musical, aber man muss das in Relation sehen, dass man sagt,
wir haben halt jetzt dort nur 110 Aufführungen.
Das heißt, es
wird insgesamt mehr, besseres und qualitätsvolles Theater in dieser Stadt
gespielt.
Nun auch der
Kostenvergleich, weil immer gesagt wird, es ist alles so teuer bei den
Vereinigten Bühnen Wien. (GRin Mag Marie
Ringler: Wir wissen es ja eh!) Drei Bühnen der Grazer Bühne haben eine
Subvention von 30 Millionen EUR und bringen 300 Vorstellungen im
Jahr auf die Bühne. Die Vereinigten Bühnen Wien werden mit drei Häusern 40 Millionen EUR
Subvention haben und jedes Jahr 750 Vorstellungen auf die Bühne bringen.
Auch wenn man nur den Opernbetrieb vergleicht, kosten die
120 Vorstellungen der Grazer Oper im Jahr 20 Millionen EUR, die
110 Vorstellungen im Theater an der Wien 17 Millionen EUR und
die 300 Vorstellungen in der Staatsoper 55 Millionen EUR. Das
heißt, man kann nicht sagen, die Vereinigten Bühnen Wien sind teuer, sondern
insgesamt produzieren die Vereinigten Bühnen Wien um das zugegebenermaßen viele
Geld insgesamt mehr bessere Kunst.
Die Erfolge
im neuen Opernhaus an der Wien stellen sich ein. Wir haben in den ersten drei
Monaten 1 000 Abonnements verkauft. Das muss man sich einmal
vorstellen: Für das neue Opernhaus im Theater an der Wien wurden in drei
Monaten bereits 1 000 Abonnements verkauft. Das ist ein Erfolg.
Jetzt
kann man sagen, das ist alles die rote Brille der SPÖ. Das stimmt nicht. Wenn
man sich nur einige wenige Kritiken anhört und Kritiken liest, die es zu den
ersten
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