Gemeinderat,
6. Sitzung vom 28.02.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 82
dass dann die Rückzahlungsraten fällig sind! Denn das haben wir ungefähr im ersten Drittel der letzten Legislaturperiode mit einer anderen Umweltstadträtin beschlossen, und darüber ist viel diskutiert worden.
Der Personalstand bei der MA 48 ist trotz
massiver Leistungsausweitung gleich geblieben. Dazu sage ich als
Gewerkschafter: So etwas möchte ich nicht gerne hören.
Was gibt es dann als zusätzliche Leistungen, die das
so teuer machen? - Wir haben eine Gratis-Biotonne, 19 Mistplätze werden
angeführt, 30 Problemstoff-Sammelstellen, 180 Sammelgefäße und der neue
Filter beim Flötzersteig. Da habe ich mich natürlich ein bisschen gewundert,
dass es einen Vertrag zwischen der Fernwärme und der MA 48 gibt, wobei
klar ist, dass die Filter nicht von der Fernwärme, sondern von der MA 48
bezahlt werden müssen. Das ist so, das ist ein Faktum, es stimmt. Das kostet
meines Wissens 8 Millionen EUR, es ist dies eine Einmal-Ausgabe, und
da denke ich mir: Das ist natürlich auch wirksam.
Was mich allerdings ein bisschen irritiert, ist: Bis
jetzt war es so, dass es die Gratis-Biotonnen, die 19 Mistplätze, die
30 Problemstoff-Sammelstellen und die 180 000 Sammelgefäße, die
da angeführt werden, auch vorher schon gegeben hat. Die hat es auch vor zwei
Jahren schon gegeben, auch vor drei Jahren hat es sie schon gegeben, und da war
nicht die Rede von einer ganz großen Erhöhung. Daher frage ich mich: Wo ist da
die massive Leistungsexplosion, wenn es das auch voriges Jahr und vor zwei
Jahren schon gegeben hat? Oder ist das genauso eine Fiktion, wie wenn ich sage:
Die einen reden von Wahlbetrug, die anderen erzählen mir ein Gschichterl über
massive Leistungsexplosionen?
Das Interessante an der Geschichte kommt aber
wirklich erst dann, wenn man die Begründung für den Antrag im Finanzausschuss
liest. Den habe ich vom Kollegen Margulies bekommen, und da steht drin: Der
Verbraucherpreisindex, ja, der Anstieg der Preise für Treibstoffe,
Schmiermittel und Energie, bei Rohöl Brent um 46,81 Prozent. Ich habe
nicht gewusst, dass das beste Rohöl, nämlich die Sorte Brent, direkt in die
Tanks der Müllautos fließt. Ich war der Meinung, es ist Diesel, und Diesel ist
in dem Zeitraum nicht um 46 Prozent teurer geworden, sondern nur um
26 Prozent! Es ist also eine interessante Chuzpe, zu sagen: Brent ist um
46 Prozent teurer geworden, aber den Diesel verschweigen wir.
Die nächste Geschichte war auch sehr interessant,
eine nette Geschichte über die Umstellung der Altglassammlung auf ein lärmarmes
Großbehältersystem. Dazu muss man sich einmal vorstellen, wie diese Geschichte
bei der Glassammlung funktioniert. Es ärgert sehr viele Leute, wenn das Glas so
hineingeworfen wird, dass es in der Früh pumpert, da wachen die Leute am
Samstag und am Sonntag auf, und das ärgert die Menschen auch am Abend - keine
Frage, da braucht es bessere Behälter. Nur: Wer zahlt die Behälter? Zahlt sie
die MA 48?
Ich war bis jetzt der Meinung, dass dann, wenn jemand
ein Behältnis in Verkehr bringt - so heißt das nämlich in der
Verpackungsverordnung -, Lizenzgebühren bezahlt werden müssen. Von den
Lizenzgebühren - das läuft über ein großartiges System, das man natürlich auch
bezweifeln kann, das ARA-System - bekommt dann die Stadt, weil sie das
behandelt, in der MVA und sonst wo deponiert, Gelder aus diesen Lizenzgebühren.
Meines Wissens ist es so, dass diese Behälter von der ARA bezahlt werden, also
in dem Fall von der AGR bezahlt werden, und nicht von der MA 48.
Daher würde ich Sie bitten, in Zukunft dieses
Argument auszulassen, weil das nämlich überhaupt keinen Einfluss auf die
Müllgebühren hat. Ganz im Gegenteil, es ist so, dass im ARA-System viele
Millionen EUR "gebunkert" sind, weil die Lizenzgebühren
offensichtlich zu hoch sind. Nur: Dieses Geld bekommen nicht die Menschen
zurück, die die Müllgebühr bezahlen, sondern es geht immer zurück an die
In-Verkehr-Bringer. Meines Wissens zahle ich deswegen bei Billa, bei Spar oder
sonst wo um nichts weniger.
Also noch einmal: Lassen wir die Kirche im Dorf, und
sagen wir in Wirklichkeit, dass man es für ein paar Dinge braucht. Es sind
schon einige Dinge, die eine Gebührenerhöhung notwendig machen, aber nicht um
28 Prozent und 20 Prozent. Dann sollte man, glaube ich, von der
Geschichte herunterkommen und langsam, aber sicher nicht von der
"Umweltmusterstadt Wien" sprechen, sondern die englische Übersetzung
hernehmen. Die heißt nämlich "Environmentally Friendly Vienna", und
das heißt nicht "Umweltmusterstadt", sondern "Umweltfreundliches
Wien", und das sind zwei ganz verschiedene Dinge. - Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Dipl Ing Stiftner hat sich zum Wort gemeldet. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
GR Dipl Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Es ist nicht einmal zwei Monate her, dass es eine
klare Feststellung der Umweltstadträtin Sima gegeben hat, dass kurzfristig
keine Erhöhung der Müllgebühren bevorstehe. Nun verkündet sie diese, und wir
wissen, dass wir heute hier zusammen sind, um zu erleben, wie mit absoluter
SPÖ-Mehrheit die Müllgebühren um ein Fünftel und die Abwassergebühren um gar
nicht bescheidene 28 Prozent erhöht werden.
Gestählt durch das Fettnäpfchen-Schwimmerlebnis der
Tempo 50-Geldverschwendungsaktion ging die Erklärung über diesen Bruch des
Wahlversprechens der Frau Umweltstadträtin überraschend geölt über die Lippen.
Da hat nur noch der legendäre Ausspruch "Read my lips" gefehlt, und
schon wäre die Sache fast Hollywood-reif gewesen.
Wir wissen allerdings
zwischenzeitig, dass die Wählerinnen und Wähler ein viel besseres Gedächtnis
haben, als manche im Rausch ihrer Macht getriebene sozialdemokratische
Politikerinnen meinen. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Denn noch zu Beginn
dieses Jahres, und zwar genau am 3. Jänner dieses Jahres, hat die Frau
Umweltstadträtin der Tageszeitung "Die Presse" ein Interview gegeben,
und ich zitiere wörtlich daraus: „Im Budget für das nächste Jahr ist keine
Gebührenerhöhung
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