Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 89
etwas zu tun und auch im Sicherheitsbereich etwas tun, geht es auch in der Stadt Wien um Geschwindigkeitsbegrenzungen. Ich denke nur an die 700 Verkehrstoten, die wir in Österreich jedes Jahr haben, wobei die Unfallursache Nummer 1 Schnellfahren ist. Ich denke daran – und vielleicht denken die, die sich dem ein bisschen rational nähern können, ebenso –, dass der Hintergedanke bei der Geschwindigkeitsbeschränkung insbesondere in der Stadt darin liegt, dass die höchsten Emissionen und der höchste Lärm beim Beschleunigen auftreten. Und flüssigen Verkehr, bei dem man wirklich, zumindest theoretisch, kilometerlang konstant fährt, gibt es in der Stadt nicht. Deswegen sind Geschwindigkeitsreduktionen insbesondere im dicht verbauten Gebiet notwendig und vernünftig und gehören überwacht.
Zwei Dinge werfe ich sehr wohl der Polizei, aber auch
der Stadtregierung, soweit sie Verantwortung hat, vor, dass nämlich bestehende
Tempolimits nicht überwacht werden. Das war einer der ersten Fehler. Jeder, der
dort gelegentlich gefahren ist, weiß zum Beispiel, dass die Wenigsten, die von
der Westautobahn herunterkommen, sich an Tempo 70 halten. Die Konsequenzen
waren aber nahezu null. Ich nenne Ihnen im Unterschied dazu das Beispiel
Frankreich: In Frankreich gibt es seit nicht so langer Zeit eine rigide und
konsequente Überwachung bestehender Tempolimits, und da wird ordentlich
gezahlt. – Das wäre eine erste vernünftige Maßnahme, Verkehrssicherheit,
Lärmemissionen, Feinstaub und bestehende Tempolimits konsequent zu überwachen.
Mein Vorwurf an diese Regelung: Vorher nichts zu
überwachen, etwas einzuführen, und dann sozusagen darauf zu kommen, so richtig war
das nicht, war kein Meisterstück der Politik. Ich gestehe zu, man darf auch
Fehler machen, man darf auch Fehler in den Prioritäten machen. (GR Dr
Herbert Madejski: Das ist rechtlich sehr bedenklich!) - Zu rechtlich
bedenklich und FPÖ fällt mir jetzt viel ein, aber das erspare ich mir aus
Zeitgründen.
Manchmal
denke ich mir, ich bin ein bisschen im falschen Film. Noch in aller Kürze: Ich
hatte gestern die Ehre, einen Tag in Güssing zu verbringen und mir anzuschauen,
wie weit eine Stadt, die das Thema erneuerbare Energien wirklich ernst nimmt,
kommt. Dort ist inzwischen zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien
umgestellt worden. Ich wiederhole, zu 100 Prozent. Ich werde jetzt nicht
lang über Güssing reden. Dann komme ich hier her und denke mir, man sollte in
der Verkehrspolitik, in der Energiepolitik, in der Umweltpolitik angesichts
Gasversorgung, Ölversorgung und Ölpreissteigerungen über viele notwendige Dinge
sprechen, wo wir alle intensiv diskutieren werden. Wenn jetzt im Iran
irgendetwas passiert, werden wir zu Maßnahmen kommen müssen, in der
Verkehrspolitik, was die Beschränkungen betrifft, was die Reduktion der
Energieversorgung betrifft, wovon wir jetzt noch gar nicht träumen können.
Dabei reden wir wirklich nicht einmal über den Dreck unter dem Fingernagel, das
Thema, ob jetzt auf 0,00 Prozent der Straßen 50 gefahren werden soll oder
nicht.
Vor dem Hintergrund erlaube ich mir zu sagen, dass
wir diesen Misstrauensanträgen mangels Wichtigkeit und mangels völliger
Orientierungslosigkeit nicht zustimmen werden, aber auch nicht in
Hurra-Begeisterung für die Politik des Herrn Schicker und der Umweltstadträtin
ausbrechen werden, sondern weil wir es einfach für unangemessen halten. Denn
einem Misstrauensantrag stimmt man wirklich als ultima ratio zu, wenn wirklich
etwas Dramatisches passiert, etwas dramatisch Falsches passiert, aber das sehe
ich in diesem Fall in keinster Weise gegeben.
Trotzdem erlaube ich mir jetzt kurz sehr wohl den
Punkt herauszuarbeiten, den wir kritisch Richtung Verkehrspolitik der Sozialdemokratie
sehen, auf der einen Seite nachgewiesen zu haben, dass mit dem weiteren Ausbau
hochrangiger Straßen, Stichwort Lobau-Autobahn und andere, ein Vielfaches an
Verkehr erzeugt wird, ein Vielfaches an Siedlungsentwicklung, Einkaufszentren
erzeugt wird. Jetzt kokettiert der Bürgermeister bereits mit einem großen
Einkaufszentrum in Rothneusiedl. Warum? Weil dort die S1 bald besteht.
Angesichts dessen ist in der Tat ein Tempo 50 in der Umweltpolitik auf der
einen Seite unverständlich, wenn man auf der anderen Seite nicht die Maßnahmen
setzt, die entsprechend notwendig wären.
Abschließend: Machen wir sofort etwas beim
Tempolimit! Jetzt wirklich ein Appell an die Frau Umweltstadträtin und den
Herrn Planungsstadtrat, wo ich jetzt schon ein bisschen frech sagen darf, also
auch wenn wir jetzt nicht einen Antrag auf Misstrauen stellen, wäre eine
Anwesenheit schon ein Mindestmaß, oder sehe ich sie nur nicht? Das gehört sich
nicht! Also zumindest ein Benimm-Dich-Misstrauensantrag, einmal locker
hingesagt! Das zeigt schon eine Haltung! (GR Mag Andreas Schieder: Die waren
gerade da!) - Die waren gerade da. Das tröstet mich unendlich. Sie müssen
nicht meinetwegen kommen, aber ich finde schon von der Haltung her, wenn man so
ein Ding diskutiert, gehört sich das in einer gewissen Weise nicht!
Schrecken Sie jetzt nicht zurück! Das ist meine
einzige Angst rund um dieses Ding, dass der SPÖ diese Mischung aus ÖAMTC, ARBÖ
und "Kronen Zeitung" vor Schreck so in die Knochen gefahren ist, dass
Sie vor den notwendigen Maßnahmen zur Umorganisation der Verkehrswende, die
gelegentlich auch Autofahrern in der ersten Runde unverständlich erscheint,
zurückschrecken. Ich sage nur, mutig, ich glaube, es ist Stockholm, um das
Thema City-Maut in einer gewissen Weise anzusprechen, zuerst der Mut, etwas
einzuführen, die Leute das erfahren zu lassen und dann darüber abstimmen zu
lassen. Also da tut sich europaweit ganz viel, weil man etwas tun muss.
Schrecken Sie nicht davor zurück, sinnvolle Maßnahmen zu setzen! Die Priorität
oder die Grandiosität dieser Maßnahme war enden wollend, rechtfertigt aber
nicht einen Misstrauensantrag.
Das Ziel der Reduktion des Feinstaubs bleibt bei uns
ganz oben auf der Agenda. Kollege Maresch wird dann detailliert darstellen, was
wir hier vorschlagen und was noch zu tun ist.
Zu dem, was hier FPÖ und ÖVP gemacht haben,
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