Gemeinderat,
5. Sitzung vom 24.01.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 89
VBgm Dr Sepp Rieder: Frau Gemeinderätin!
Ich glaube, man muss das wirklich von Fall zu Fall
unterscheiden. Wir sprechen hier aus Anlass dieser Anfrage über ein
Enteignungsverfahren, das nach der derzeit noch für diese Fälle anwendbaren Rechtssituation
so gestaltet ist, dass eigentlich der Zeitdruck, der hier existiert, vom
privaten Eigentümer genützt werden kann. Und das haben zumindest zwei voll und
ganz getan. Immerhin sind aber, glaube ich, 632 Liegenschaften allein in
dem Bereich bis zum Stadion vom U-Bahn-Bau betroffen gewesen, und genau
genommen waren es nur sieben Verfahren, in denen es zur Einleitung eines
Enteignungsverfahrens kommen musste. In vier Verfahren hat man sich während des
Enteignungsverfahrens geeinigt, sodass dann letztlich eigentlich nur drei übrig
geblieben sind. Davon ist eines mittlerweile erledigt und die zwei, die jetzt
Gegenstand der Anfrage sind, sind noch offen.
Generell gesprochen, teile ich die Einschätzung, dass
sich die Stadt um eine koordinierte Vorgangsweise bemühen soll, und sie tut es
auch. Ich nehme das Beispiel mit dem großen Entwicklungsgebiet des Flugfeldes
Aspern, wo ja gemeinsame Entwicklungsgesellschaften gegründet worden sind. Im
Rahmen der Wien Holding ist ebenfalls eine Entwicklungsgesellschaft
eingerichtet worden, die sich aktiv um solche Koordinierungen und auch um die
Umsetzung von Projekten bemüht.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr GR Kenesei.
GR Günter Kenesei (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich hoffe auch, dass das bei der U2 demnächst einer
Lösung zugeführt wird, wiewohl es da mehrere Varianten gibt, wie man dann
tatsächlich unter diesen Häusern durchkommen kann: Entweder mit einer Einigung
bei Gericht in diesem Verfahren, oder man probiert es auf die andere Variante,
dass man einfach weiterbaut und es riskiert, dann von den Hauseigentümern
geklagt zu werden.
Mir geht es aber in dem Zusammenhang auch darum,
etwas in die Zukunft zu schauen. Meine Frage geht in die Richtung: Ist es in
Ihrem Ressort irgendwann abschätzbar, wann es endlich eine Trassenentscheidung
zur Verlängerung der U1 in den Süden geben wird?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte, Herr Stadtrat.
VBgm Dr Sepp Rieder: Zu der ersten
Bemerkung möchte ich noch einmal das wiederholen, was ich dem GR Madejski
bestätigt habe. Für mich persönlich und auch für das Unternehmen schließe ich
eine rechtswidrige Vorgangsweise, quasi eine Bautätigkeit ohne entsprechende
rechtliche Grundlage, aus.
Was
generell die Frage der Entwicklung des weiteren U-Bahn-Ausbaues betrifft, so
wiederhole ich jetzt etwas, was ich schon mehrfach auch hier im Gemeinderat
betont habe: Es gibt in diesem Zusammenhang, bevor man zu dieser Entscheidung
kommt, zwei grundlegende Fragen, die alle damit zu tun haben, dass wir im
Zusammenhang mit der Entwicklung des Personennahverkehrs nach der
Gesamtkonstruktion der Republik auf Fördermittel des Bundes angewiesen sind
Das
geschah im Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau in Wien in den vergangenen Jahren
durch ein Gesamtabkommen. In dem Gesamtabkommen sind für die Gestaltung des
weiteren U-Bahn-Ausbaues Mittel definiert worden, und zwar in
U-Bahn-Bau-Entwicklungsschritten, aber es ist auch gemeinsam mit dem Bund im
Großen gesehen das Konzept festgelegt worden. Nach meinem Wissenstand haben die
inhaltlichen Verhandlungen, also wie die Gestaltung des U-Bahn-Ausbaues sein
soll, zwischen der Stadt und dem Verkehrsministerium zu einer weitgehenden
Einigung auf Beamtenebene geführt. Was von Seiten des Vizekanzlers nach seiner
Einschätzung der Kompetenzlage in der Bundesregierung aber abgelehnt worden
ist, war die Zusage, dass diese Vereinbarung auch tatsächlich von Seiten des
Bundes mit den entsprechenden Finanzierungsmitteln gedeckt wird. Was nützt eine
auf Beamtenebene zustande gekommene derartige Einigung über mögliche
Trassenführungen, wenn dann etwa der Finanzminister, mit dem ich die
Verhandlungen jetzt aufnehmen werde, sagt, tut mir furchtbar Leid, wir haben
dazu nicht die entsprechenden Mittel?
Daher sehe
ich – so wie ich Ihre Worte interpretiere – auch mit einer gewissen Sorge der
Verzögerungstaktik auf der Bundesseite entgegen, dass man hier die
Verhandlungen über die Finanzierung des weiteren U-Bahn-Ausbaues hinausschleppt
und damit nicht nur die Probleme der zügigen Entwicklung eines durchaus
interessanten Stadtteils verzögert, sondern auch ein Problem schafft für
Wirtschaftsunternehmen, die ja im U-Bahn-Bau nicht jederzeit beliebig den
Einsatz an Maschinen zurückstellen können, wenn Sie ihre Tätigkeit unterbrechen
müssen, ganz zu schweigen von der Frage der Tunnelarbeiter, die mit einer hohen
Qualifizierung eigentlich in vielen anderen Bereichen Europas genauso gefragt
sind.
Also
dieses wirtschaftspolitische und beschäftigungspolitische Thema ist auch
belastend in dieser Situation gegeben, und ich gebe Ihnen Recht, dass es
natürlich wichtig wäre, schon jetzt zu einer Trassengestaltung zu kommen, wobei
ich jetzt ganz die ebenfalls geführte Diskussion weglasse, ob nicht eine
Trassenfestlegung zu einem Zeitpunkt, bevor man sich alle Liegenschaften, die
in diesem Bereich notwendig sind, beschafft hat, zu einer enormen Verteuerung
führen würde.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr Dr Madejski.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Gerade Ihr Schluss-Statement, Herr
Vizebürgermeister, inspiriert mich zu einer anderen Frage, die ich ursprünglich
stellen wollte. Sie haben nämlich gesagt, es wäre nicht sinnvoll, eine
Trassenführung dann festzulegen, wenn flächenmäßig, grundstücksmäßig noch nicht
alles geregelt ist. Da gebe ich Ihnen auch vollkommen Recht. Das war ja
sicherlich auch nicht optimal bei gewissen anderen Transaktionen und Planungen
der Stadt Wien.
Daher frage ich Sie: Es gibt ja sehr ernst zu nehmende und
glaubwürdige Hinweise, dass in der
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