Gemeinderat,
35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 114 von 120
Jahren - haben sie es gelernt; jetzt werden wir den Vertrag
für den Leopoldspark vielleicht abschließen können, denn sonst verfallen uns
dort sogar die EU-Mittel, und das sollte ja doch nicht passieren.
Zurück zum Stadtentwicklungsplan: Wir wollen mit
diesem Stadtentwicklungsplan die Weichen der Stadt für das nächste Jahrzehnt
stellen - die Weichen, von denen man sagen muss, sie sind wahrscheinlich noch
nie so schwierig gewesen wie jetzt: Wir wissen, es kommt zur Erweiterung der
Europäischen Union, wir können aber noch
nicht endgültig einschätzen, welche Entwicklungen das für uns bringen
wird. Wir müssen gerüstet sein für eine rasche, sehr dynamische Entwicklung,
wir müssen aber auch gerüstet sein für eine etwas langsamere Entwicklung.
Und genau dafür werden wir im Stadtentwicklungsplan
Vorsorge tragen. Denn wir sollten nicht mehr in die Situation kommen wie zu
Ende der achtziger Jahre, wo alle Prognosen darauf hingedeutet haben, dass Wien
schrumpft, und letztendlich ist Wien dann binnen kurzem um 100 000
Einwohner gewachsen. Und genau dafür wollen wir künftig gerüstet sein.
Ein paar Punkte auch zum Schwarzenbergplatz: Wir
werden in einer Stadt wie Wien nie um die Diskussion über Platzgestaltungen,
über den öffentlichen Raum umhinkommen. In dieser Stadt gab es die monumentalen
Lösungen, in dieser Stadt gab es aber auch Camillo Sitte. Frau Stadträtin, ich
brauche Ihnen nicht zu erklären, was Camillo Sitte zum Schwarzenbergplatz geschrieben
hat, ich brauche Ihnen nicht zu erklären, was er dazu aufgezeichnet hat. Das,
was der Architekt Arribas jetzt entworfen hat, ist ziemlich genau das, was
Camillo Sitte seinerzeit aufgezeichnet hat. Dieser Band ist vor kurzem im
Neudruck wieder erschienen, und darin kann man sehen, dass es eben nicht Sinn
macht, zum Beispiel dort überall Blumentröge hinzustellen, sondern dass ein
städtischer Platz wie der Schwarzenbergplatz eben auch wie Stadt ausschauen
soll - und nicht wie Land oder wie Wiese. Und unser Versuch, auch auf diesem
Platz dem Grünraum entsprechend Raum zu bieten, ist gerade im Entstehen.
Wir haben auch nachgerechnet und nachgezählt, was den
berühmten Mastenwald betrifft: Gegenüber dem Entwurf des Architekten Arribas
sind ganze zwei Masten dazugekommen. Auch die Vorgänger der jetzigen
BezirksvorsteherIn im 1. und im 4. Bezirk - denn diese waren beteiligt;
die jetzigen sind genauso lang im Amt wie ich, daher waren sie damals in der
Juryentscheidung noch nicht involviert - haben das Projekt vorher gekannt. Das
Projekt ist ihnen vorgestellt worden, auch den jetzigen BezirksvorsteherInnen,
und auch diese haben dieses Konzept zur Kenntnis genommen und ja auch für die
Mitfinanzierung gesorgt. So von der Hand zu weisen ist das nicht, aber mir ist sonnenklar:
Wenn einem dann etwas nicht besonders gut gefällt und
man nicht himmelhoch jauchzend damit zufrieden ist, dann macht man eine
Kindesweglegung. Das tun zurzeit die einen oder anderen in diesem Hause
offensichtlich auch.
Zur Nordostumfahrung ist sehr viel gesagt worden. Ich
verstehe die Aufregung, die der Kollege Maresch bei diesem Thema immer an den
Tag legt. Natürlich muss er sich aufregen, das ist auch sein Naturell, das
gehört bei ihm einfach dazu, und ich verstehe das auch. (Heiterkeit des GR
Mag Rüdiger Maresch.) Ich rege mich auch ganz gerne ab und zu auf, aber
darum geht es doch nicht. Es geht darum, dass wir in der strategischen
Umweltprüfung gemeinsam mit Niederösterreich, gemeinsam mit den
Umweltorganisationen festgestellt haben: Wir werden ohne 6. Donauquerung
für die Straße nicht zu Rande kommen. Das ist der aktuelle Stand, und dann gibt
es eine Fülle von Varianten.
Von diesen Varianten gibt es eine, die uns am besten
gefällt - das ist auch im Masterplan Verkehr festgehalten -, nämlich die
Untertunnelung der Donau, die Untertunnelung der Lobau, und dann die kürzeste
Strecke Richtung Norden, möglichst wenig in den Speckgürtel, die von den
GRÜNEN, von den Freiheitlichen, von der ÖVP kritisierten
Einkaufszentren-Ansiedlungen jenseits der Stadtgrenze, damit dem
entgegengetreten werden kann und wir innerhalb der Stadt vor allem auch eine
Erschließung jener Menschen haben, die dort hinziehen oder hingezogen sind und
sich sonst weiterhin ausschließlich und allein über die Südosttangente quälen
müssten. Genau darum geht es bei der Entscheidung darüber, welche Strecke,
welche Trasse man bevorzugt.
Wie jetzt die ASFINAG weitermacht, ist nicht primär
eine Angelegenheit der Stadt. Aber auch hier ein klares Wort: Es gibt keine
einzige Autobahn- oder Schnellstraßentrasse in Österreich, die nicht in
Übereinstimmung mit dem jeweiligen Bundesland getroffen wurde, die nicht in
Übereinstimmung mit der jeweiligen Gemeinde getroffen wurde. Ich kann der
ASFINAG nur raten, sie soll sich an das halten, was die Stadt, was die Gemeinde
Wien sich vorstellt.
Wir tun das ja nicht aus Jux und Tollerei! Wir haben
eine MA 22, wir haben eine Wiener Umweltanwaltschaft, die genau wissen, wo
die Probleme liegen, die auch die Grenzwerte genau kennen und die dann Parteienstellung
im Verfahren haben. Es macht doch wenig Sinn, wenn man diese Frage nicht von
vornherein berücksichtigt. Wir haben das in der strategischen Umweltprüfung
getan, wir haben diese Kriterien mit einbezogen. Ich bin überzeugt davon, dass
bei der Entscheidung darüber, ob man unter der Lobau 4,5 Kilometer Tunnel
mit Ausstiegs- und Lüftungsöffnungen in der Lobau will oder nicht, eine
Entscheidung mit Sicherheit nur dorthin fallen kann, wo die Lobau am wenigstens
oder nahezu gar nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.
Lassen Sie mich zum Abschluss noch ein paar Worte dazu
sagen: Kollege Gerstl hat sich beschwert darüber, dass die Stadträtinnen, die
ihre Kapitel vorhin behandelt haben, immer nur über die Bundesregierung
hergezogen sind. Kollege Gerstl, gerade in dieser Woche wäre ich mit dem
Hinweis auf die Bundesregierung beim Thema Verkehr etwas vorsichtiger! Gerade
in dieser Woche, in der in einem Horuck-Verfahren mit Fristsetzungsanträgen,
mit Fristsetzungsentscheidungen durch die
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