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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 106 von 120

 

dort ihre Autos schon stehen, und zwar gratis an der Oberfläche. Und warum soll man sich in teure P+R-Anlagen hineinstellen, wenn man ohnedies gratis oben parken kann? - Das wird noch ein ziemliches Problem werden.

 

Aber jetzt noch einmal zurück: Der Bund wollte da natürlich nicht zurückstehen – sprich: die schwarz-blaue Bundesregierung kann mit so einer roten Autobahn nichts anfangen - und plant lustig eine eigene Variante. Und siehe da: Die geht natürlich hauptsächlich an der Stadtgrenze und in Niederösterreich, denn Geld muss schon dorthin fließen, wo es hingehört - nämlich nach Niederösterreich. Zuerst hat es immer geheißen: "Autokino-Variante", aber eigentlich ist es eine "Speckgürtel-Variante", weil sie ja die Leute aus Wien hinauslocken soll.

 

So nette Ortschaften wie Gerasdorf, Raasdorf oder eben Groß-Enzersdorf, die werden dann alle ein bisschen mehr Geld bekommen, die werden dann sozusagen die Marksteine der österreichischen Geschäftsentwicklung rund um Wien sein, denn die werden große Gewerbeparks und Einkaufszentren erhalten, und die durch die diversen Schnellstraßen angelockten slowakischen Einkäufer werden dort hurtig in die Geschäfte kommen.

 

In Wien wird es ein bisschen tote Hose spielen, denn die Asperner und Esslinger können es sich natürlich aussuchen: Entweder der Verkehr aus dem Osten in den Westen oder aus dem Westen in den Osten - je nachdem, wo man wohnt, hat man das Problem.

 

Aber interessant bei diesen beiden Varianten ist, dass vom Bund zunächst einmal klargestellt wurde: Autobahntunnel unter der Donau gibt es sicher keinen, sondern nur eine Brücke; und wenn schon, dann eingehaust. Und wenn schon eingehaust, dann mit Architekturwettbewerb. Das ist ohnedies klar, denn so eine Betonröhre auf einer Brücke, die kann ja nicht irgendwie ausschauen, sondern die muss schön ausschauen.

 

Und da gibt es wiederum Leute, die denken zum Beispiel an einen gläsernen Tunnel - also für Tierschützer eine Katastrophe: Wenn man bedenkt, dass die Hauptzugrichtung der Zugvögel über die Lobau führt, kann man sich vorstellen, wie dann sozusagen die ganzen Zugvögel an dieser gläsernen Autobahnbrücke zerschellen. – Na, ob das gut gehen wird, weiß ich nicht! Selbst Herr Kollege Madejski, der immer eine siebente Donaubrücke in der Gegend von Fischamend wünscht, wird dann ein bisschen ein Problem kriegen und sagen: Nein, das war vielleicht nicht so gescheit, dass man da eine gläserne Brücke drübergelegt hat - oder einen gläsernen Tunnel auf die Brücke, um es genau zu nehmen.

 

Also noch einmal: Es gibt einen Architekturwettbewerb - wunderbar, das wird sicherlich toll ausgeschrieben werden. Dann kriegen wir so eine Betonröhre, behübscht, obendrauf. Und dann, dann taucht natürlich auch diese Autobahn ab - im netten Industriegebiet des Ölhafens oder knapp daneben. – Aha, die rote Lampe leuchtet schon, ich muss mich tummeln.

 

Aber wie gesagt, auch diese Krämer loben ihre Ware und sagen: Die Innenvariante ist furchtbar!

 

Also noch einmal: Die Innenvariante ist furchtbar, weil die Außenvariante gut ist, und die Außenvariante ist furchtbar, weil die Innenvariante gut ist.

 

Ich denke mir: Zwei super Studien für die GRÜNEN - beide geben uns Recht: Bauen Sie keine Autobahn! - Und damit danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Mag Gerstl zum Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. - Er hat anscheinend das Handy ausschalten müssen, oder? (Der an das Rednerpult tretende GR Mag Wolfgang Gerstl: So ist es! Danke, Frau Vorsitzende!)

 

GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Es würde mich gelüsten, noch in manchen Punkten auf die Ausführungen meiner Vorredner einzugehen (GR Mag Rüdiger Maresch: Tun Sie sich keinen Zwang an, Herr Kollege!), aber ich möchte nur ganz kurz zu zwei Punkten, die sie angesprochen haben, Stellung nehmen.

 

Einerseits zur Parkraumüberwachungskommission: Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, aber es kann sein, dass es mir auch irgendwann einmal zu viel geworden ist, dass Sie vielleicht zu viel die Umwelt strapaziert haben und nicht mehr beim Thema Verkehr waren (GR Mag Rüdiger Maresch: Das gehört zusammen!) und dass das zu meiner Aussage geführt hat. Aber Sie können in mir auch einen Mitkämpfer und Mitstreiter haben, wenn wir einmal sagen: Legen wir vielleicht einmal Verkehrsressort und Umweltressort zusammen! - Das wäre vielleicht auch eine Herausforderung, um damit auch nachhaltig tätig zu werden. - Nur so viel dazu.

 

Und zur Donaustadt, glaube ich, und zu all den weiteren Ausführungen:

 

Ein Cableliner – das wäre doch ein Spaß, nicht wahr? Das gefällt mir, dass Sie da auch mit dabei sein können, wenn es um einen Cableliner geht, um damit auch die Stadt besser zu erschließen. Das wäre wahrscheinlich nicht so schlecht!

 

Aber kommen wir nun zum Budget der letzten Geschäftsgruppe. - Ich hoffe, es war nicht ein geplantes Zeichen der für den Budgetablauf zuständigen Regieführung, dass man Stadtplanung und Verkehr als Allerletztes behandeln möchte. Es soll hoffentlich in der Zukunft nicht das Letzte sein! Wir haben hier ja auch erst vor kurzer Zeit einen Verkehrs-Masterplan beschlossen, und es sollte nicht so sein, dass es schon der Höhepunkt der Stadtregierung war, einen Plan zu haben, sodass sie dann womöglich gar nicht mehr so sehr an die Durchführung denkt. Es wäre schön, wenn wir auch ein paar konkrete Maßnahmen setzen könnten.

 

Das schöne am Verkehr ist ja, dass er eigentlich ein Bereich ist, wo es für den zuständigen Stadtrat sehr schwierig werden wird, einen Kritikpunkt an der Bundesregierung zu finden. Vielleicht unterscheidet das dann auch das Schlusswort des Herrn Stadtrats von anderen Schlussworten, die seine Kollegen zuvor gemacht haben, dass er nicht auf die Bundesregierung eingehen

 

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