Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 76
Protokoll festhalten.
Der Punkt 1 ist das von Peter Landesmann
gestaltete Konzept im Theater an der Wien für das Mozartjahr 2006. (GRin Mag
Marie Ringler: Hans Landesmann!) Ja, Entschuldigung, Hans Landesmann! Es
war schon einmal, am Ende des Vorjahres, ein Budget bei uns im Gemeinderat, und
da haben wir bereits unsere Zustimmung gegeben. Wir finden dieses Konzept
ausgezeichnet, es handelt sich um all die Dinge, die im Theater an der Wien
stattfinden sollen.
Da geht es um die Koproduktionen. Das Ganze beginnt
schon mit einer Sache mit der Wiener Staatsoper, mit "Idomeneo" mit
Ozawa; dann geht es weiter mit "Lucio Silla" mit Nikolaus
Harnoncourt; es geht weiter mit einer Koproduktion mit der Oper Frankfurt,
"La clemenza di Tito" mit den Wiener Symphonikern; es folgt eine
Neuinszenierung der "Zauberflöte" - alles auf höchstem musikalischen
Niveau. Es geht weiter mit einer Gemeinschaftsproduktion von Mozarts "Così
fan tutte"; dann mit dem KlangBogen-Festival, das sich auch mit Mozart
beschäftigt, "Don Giovanni", mit Konzerten - also ein Vorhaben von
höchster Qualität, das genau den Intentionen der Freiheitlichen entspricht,
weil wir ja seit Jahren immer wieder gefordert haben, dass dieses Haus wieder
der Oper gewidmet sein soll. Wir freuen uns sehr darüber und stimmen diesem
Teil der Subvention zu.
Das nächste Vorhaben ist das Festival von Peter
Sellars, "New Crowned Hope". Da geht es darum, dass man die soziale
und politische Entwicklung, die man mit Mozart in Zusammenhang bringt,
etablieren will. Hier sollen ganz neue Kunstwerke in Auftrag gegeben werden,
damit möchte man die politische Bedeutung Mozarts herausarbeiten. In dem Akt
steht, dass das gängige Mozartbild weiterentwickelt werden soll und das
Mozartverständnis neu bestimmt werden soll.
Hier setzt unsere Kritik ein. Zuerst einmal möchte
ich daran erinnern, dass wir gefordert haben, jährliche Mozart-Festspiele zu
etablieren. Dieser Antrag wurde nicht akzeptiert. Wir haben das schon seit zwei
Jahren immer wieder gefordert, weil wir in dieser Einrichtung - einer festen
Einrichtung - eine typische Wiener Tradition sehen, die wir als jährliches
Festival einrichten sollten. Denn wir finden, dass unser ureigenstes Mozartbild
durchaus in Ordnung ist. Wir alle kennen ja seine Einstellung ... (GRin Mag
Marie Ringler: Was ist das ureigenste Mozartbild?) Ich versuche gerade, das
zu sagen. Außerdem spricht das Werk für sich. Wenn man sein Werk kennt - und
das Werk ist unsterblich -, dann weiß man, wie er gedacht hat. (GRin Mag
Marie Ringler: Aber die Interpretationen verändern sich!) Ich versuche
jetzt auch, es zu erklären.
Ich würde sagen, seine Einstellung zum Leben, zum
Tod, seine Liebe zur wahren Freundschaft, zu Idealen, aber auch seine
politische Einstellung - daran möchte ich gar nicht deuteln - kommt in seinem
Werk klar zum Ausdruck; und zwar ist er gegen fürstliche Willkür - wir kennen
das ja -, gegen Machtmissbrauch. Aber auch die Liebe zur eigenen Sprache kommt
heraus, auch zum Volk, zur eigenen Identität. (GRin Mag Marie Ringler: Das
ist Ihre Interpretation!) Also bitte - immerhin wollte er "Figaros
Hochzeit" auf Deutsch haben! Das ist schon interessant, weil damals ja
alles Italienisch gemacht wurde.
Ich würde daher sagen, wir kennen das, und es wäre
durchaus angebracht, dieses Wissen noch zu vertiefen. Ich meine, da muss nicht
ein neues Mozartbild drübergestülpt werden. Warum muss hier Mozarts Werk oder
Mozarts Leben neu definiert werden, und warum kann nicht ein Österreicher so
ein Festival machen? Warum muss ich mir jemanden einkaufen? - Ich habe nichts
gegen Peter Sellars, er ist ein großartiger Künstler, aber ich glaube, wir
haben auch gute Leute. Höchstens, Peter Sellars wäre ein Musikwissenschaftler,
er hätte eine Arbeit geschrieben, man wäre auf neue Dinge draufgekommen, man
fände etwas Neues aus Mozarts Leben ... (GRin Mag Marie Ringler: Aber
Wissenschaft ist meistens nicht die beste ...!)
Nein, Frau Mag Ringler! Ich meine, wenn ich jetzt ein
Mozartbild neu definieren will, dann kann ich das eigentlich nur dann tun, wenn
ich irgendetwas in der Geschichte Mozarts gefunden habe; ich habe
wissenschaftlich gearbeitet und muss das jetzt korrigieren. Das ist aber nicht
notwendig, und es wurde auch nichts Neues gefunden. Oder war Mozart vielleicht
Politiker - weil ja das Politische so herausgestrichen wird - wie Goethe?
Dieser war ja zehn Jahre Berater eines Fürsten, er war Minister. Habe ich so
etwas herausgefunden? Warum also muss ich das Bild Mozarts neu definieren? Das
ist für uns nicht notwendig. Wie gesagt, wir hätten lieber ein Festival gehabt.
Wenn ich schon Diskussionen mache und ganz neue Werke
in Auftrag gebe, dann hätte ich das in der Form gemacht, dass ich das Bild
vertiefe. Hier wollen wir nicht mitgehen, zumal dieses Festival "New
Crowned Hope" sehr interessante Gagen beinhaltet. Ich möchte das hier auch
kundtun. Wir müssen extra einen Koordinator einstellen, das ist Dr Patay; er
bekommt in den Jahren 2003 und 2004 je 37 125 EUR, und er bekommt
2005 und 2006 je 35 000 EUR. Ich finde, das ist ein schönes Honorar.
Aber das von Peter Sellars ist noch viel interessanter: er bekommt 2003 70 000 EUR, 2004 80 000 EUR, 2005 100 000 EUR und 2006 150 000 EUR. Beide zusammen
bekommen also 544 000 EUR; wer noch in Schillingbeträgen fühlt und
denkt: das sind 7,5 Millionen ATS. Ich würde sagen, das ist eine sehr
schöne Gage. Ich hoffe, dass all das, was da gemacht wird, die Sache auch wert
ist.
Ich komme darauf zurück: Wir würden gerne - was uns
unmöglich ist - dem Teil eins des ersten Aktes zustimmen. Das geht aber nicht, deswegen
stimmen wir dem ganzen Bereich zu. Wir müssen also auch der Peter-Sellars-Sache
zustimmen, es bleibt uns nichts anderes übrig.
Den Akt, in dem es um eine Zusatzsubvention für
Koordinationstätigkeit geht - das betrifft Dr Franz Patay, das ist der Akt
Nr. 24 -, wollen wir ablehnen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. - Zum
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular