Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 133
hat eine Initiative gegründet und versucht schon seit
einigen Monaten respektive Jahren, das Anliegen einer Gedenktafel
unterzubringen. Er hat sich damit an einige Politikerinnen und Politiker
gewandt, nicht nur der GRÜNEN, und hat dafür auch die ausdrückliche Unterstützung
des Bürgermeisters gefunden.
Wir werden heute einen Antrag gemeinsam mit Sonja
Kato und Jürgen Wutzlhofer von der SPÖ sowie Alexander Neuhuber und Dr Andreas
Salcher von der ÖVP einbringen mit dem Anliegen, diese Tafel möglichst bald und
schnell am Ernst-Happel-Stadion zu installieren. Wir glauben, dass es sehr,
sehr wichtig ist, das Andenken an das, was hier passiert ist, durchaus sichtbar
zu machen und für all jene, die ins Ernst-Happel-Stadion gehen, auch durchaus
nachvollziehbar zu machen, dass das nicht nur ein Ort des Fußballs und der
Rolling Stones ist, sondern damals auch ein Ort des Grauens war.
In diesem Sinne darf ich folgenden Beschluss- und
Resolutionsantrag einbringen:
"Die zuständigen Stellen der Stadt Wien mögen
weiterhin zielstrebig und in enger Koordination mit Mag David Forster, dem
Vertreter der Initiative Gedenktafel im Stadion, alle notwendigen Schritte in
die Wege leiten, um durch Platzierung einer Gedenktafel im Ernst-Happel-Stadion
der Inhaftierung, des Abtransports in Konzentrationslager und der
anschließenden Ermordung von mehr als Tausend in Wien lebenden Juden zu
gedenken.
Zur feierlichen Enthüllung der Gedenktafel sollen
nach Möglichkeit Überlebende der damaligen Inhaftierung und Deportation sowie Hinterbliebene
der Opfer eingeladen werden."
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir hoffen, dass mit
diesem Antrag eine Möglichkeit gegeben wird, diese Initiative zu unterstützen
und damit Sichtbarkeit für das, was im Ernst-Happel-Stadion, damals
Praterstadion, passiert ist, zu schaffen. Denn wir sollten niemals vergessen,
was diese schöne Stadt an Vergangenheit, auch an schrecklicher Vergangenheit,
zu bieten hat. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
– Als Nächster zu Wort gemeldet hat sich Herr StR Dr Marboe. Ich erteile es
ihm.
StR Dr Peter Marboe: Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Frau Kollegin Ringler hat wie immer eine Reihe von
grundsätzlichen und von wichtigen Themen angeschnitten, und ich glaube, es
lohnt sich, in Ruhe auch darüber nachzudenken, was sie da heute kritisiert und
vorgeschlagen hat.
Ich bin auch froh, dass aus unserem Antrag, den wir
für heute zur Erinnerungstafel am Stadion vorbereitet hatten, jetzt ein
gemeinsamer Antrag geworden ist, weil ich glaube, dass damit auch der Wille,
hier wirklich mehrheitlich – wenn es ginge, auch einstimmig – ein Signal in
diese Richtung zu setzen, dokumentiert wird. Und dafür bin ich dankbar.
Ich glaube nur, in einem Punkt oder in zwei Punkten
müsste man Ihnen schon jetzt widersprechen, den Rest können wir dann
ausdiskutieren.
Was das Museumsquartier betrifft: Wolfgang Waldner
macht dort ausgezeichnete Arbeit, meine Damen und Herren, und es ist genau
umgekehrt, Frau Kollegin Ringler: Er wird sekkiert, er wird unter Druck
gesetzt, er wird öffentlich angegriffen. Ich bin ihm wirklich dankbar, dass er
die Ruhe bewahrt und das Museumsquartier so fest im Wiener Kulturleben
verankert hat, wie das jetzt der Fall ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Jetzt möchte ich, bevor ich auf ein paar Dinge
eingehe, die mir wichtig erscheinen, zunächst einmal den Beamten danken – viele
davon sind heute da –, die auch bei diesem Rechnungsabschluss wieder wesentlich
mitgewirkt haben, dass wir trotz aller Kritik, die wir anbringen müssen und
werden, immer wieder davon reden können, dass Wien eine Kulturstadt ist. Ich
weiß, dass Wien ein Glück hat mit seinen Beamten, mit den Referenten, und ich bin
dankbar, dass diese Kompetenz immer wieder zum Wohle der Stadt eingesetzt wird.
Ich möchte auch den Kunst- und Kulturvermittlern
danken, die in einer großen Kulturstadt unerlässlich sind als Brückenschläger.
Und ich möchte in erster Linie den Künstlerinnen und
Künstlern danken, denn wir sprechen heute über ein zentrales Thema, zu dem die
Politik ja nur einen kleinen Beitrag leisten kann. Den täglichen
Offenbarungseid hingegen, ob Wien eine Kulturstadt ist oder nicht, können immer
wieder nur die Künstler leisten. Ihnen sei von hier aus besonders gedankt.
Meine Damen und Herren! Es ist zwar erfreulich – Frau
Kollegin Ringler hat das schon angedeutet –, dass das Budget formal gestiegen
ist. Ich glaube, das macht jedem Freude, der daran interessiert ist, dass genug
Mittel zur Verfügung stehen. Ich stehe auch nicht an, wie das auch meine
Vorrednerin schon getan hat, eine Reihe von positiven Dingen zu erwähnen, ob
das jetzt der Versuch, wie auch schon voriges Jahr, einer neuen Gestaltung der
Eröffnung der Wiener Festwochen war, ob es die lange Nacht der Musik ist, die
Wehrmachtsausstellung, der Ankauf der Strauß-Meyszner-Sammlung. Ich möchte auch
das Bemühen um den Erwerb des noch verbleibenden Krenek-Nachlasses für die
Stadt anerkennen, auch wenn das mühsam ist. Aber das muss gelingen, und der
Herr Stadtrat weiß das auch. Wir hätten dann nach dem Schönberg-Center, nach
dem Zemlinsky-Fonds auch noch die Krenek-Stiftung in Wien, und ich glaube, dass
daraus auch ein eindrucksvolles Bekenntnis zur Rückholung der Nachlässe und der
Erbschaften, wo immer es halt noch geht, herauszulesen wäre.
Jetzt aber zum Budget selber. Das fängt schon damit an, dass
uns zeitgleich am 17. Juni zwei völlig verschiedene Meldung erreicht
haben. Die Grünen und wir
sprechen ja von einem Nettodefizitbudget und können das, glaube ich, auch mit
sehr guten Zahlen nachweisen, aber nicht einmal innerhalb der Stadtregierung
scheint man zu wissen, was es jetzt wirklich ist. Da wird am 17. Juni
veröffentlicht: "Kulturausgaben um 6 Prozent
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