Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 93 von 122
Wenn auch
in drei Jahren, aber auf jeden Fall wird es ein Zahltag sein!
Mein letztes Wort soll aber nicht eines der Kritik, sondern eines des
Dankes an all diejenigen sein, die dazu beitragen, dass die Versorgungs- und
die Leistungsangebote im Wiener Gesundheitsbereich so gut, so sicher, so
qualitätsvoll und so menschlich sind. Der Dank richtet sich an die vielen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt, aber auch an die privaten Partner
über alle weltanschaulichen, konventionellen und institutionellen Grenzen
hinweg. Ihre Leistung kann sich sehen lassen! Der vorliegende Rechnungsabschluss
ist das klare und herzeigbare - um im Jargon zu bleiben - Röntgenbild davon.
Über den Dank hinaus wollen wir Ihnen noch versprechen, die Wiener
Sozialdemokratie wird es nie zulassen, dass Konzepte der New Public Economy
über Ihre Zukunft entscheiden. Nicht der freie Markt, sondern die privaten
Bedürfnisse des Schwächeren, der kleinen Leute und Hilfsbedürftigen in unserer
Gesellschaft ist unsere Sichtweise. - Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächste zum Wort
gemeldet ist Frau GRin Lakatha. - Bitte.
GRin Ingrid Lakatha (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Meine Damen und
Herren!
Meine Vorrednerin hat völlig Recht, wenn sie sagt, das Gesundheitssystem
ist gut und wir sollen es nicht in Grund in Boden sprechen. Man bemüht sich.
Aber Sie haben augenscheinlich meinem Kollegen nicht zugehört, dass es nach wie
vor kein Pflegeheimgesetz, keinen Pflegeheimplan, keinen Krankenanstaltenplan
und auch kein Rettungs- und Krankenbeförderungsgesetz gibt. Es besteht also ein
ganz großer Nachholbedarf. Auf Missstände, die sind, hat mein Kollege Hahn
bereits hingewiesen. Das heißt, es ist zwar gut, aber noch wesentlich
verbesserungswürdig. (Beifall bei der ÖVP.)
Die SPÖ hat bei ihrer Klausur in Rust unter dem Titel "Altwerden in
Wien - gesund und selbstbestimmt" weitreichende Umstrukturierungen im
Gesundheits- und Sozialbereich ab dem Jahr 2004 beschlossen. Der Herr GR
Oxonitsch war in seiner Rede völlig überrascht, warum die Oppositionsparteien
dem Rechnungsabschluss 2002 nicht zustimmen, da er ja so in Ordnung ist.
Aus den Reden, die Sie bisher von der Opposition gehört haben, sehen Sie, dass
es sehr viele Einwände gibt. (GR Godwin
Schuster: Manchmal durch Uninformiertheit!) Herr GR Oxonitsch, ich kann
Ihnen jetzt bereits sagen, dass zumindest meine Fraktion auch im Jahr 2003
dem Rechnungsabschluss nicht zustimmen wird. (GR Godwin Schuster: Aus Tradition!) Nicht aus Tradition. Es muss
ja immer wieder Begründungen geben, weil sonst ist es nicht richtig. Es muss
Begründungen geben. Es ist nicht zu erfahren, was sich auf dem Gesundheits- und
Sozialsektor tut, wie weit die Umstrukturierung der MA 12 und der
MA 47 bereits erfolgt ist, welche Aufgaben der Fonds Soziales Wien
zusätzlich übernimmt oder was er abgibt und welche neuen Schwerpunkte gesetzt
werden. (GRin Dr Elisabeth
Neck-Schaukowitsch: Sie können doch alles im Ausschuss fragen! Das ist nicht
neu!) Ich habe die Frau Stadträtin vor kurzer Zeit gefragt, was sich ändert
und was Sie mir davon berichten kann. Sie hat mir gesagt, Sie weiß es nicht,
das ist alles auf Beamtenebene und wird bis zum Ende 2003 erledigt sein.
Frau Stadträtin, ich möchte diese Formulierung als diplomatisch ansehen,
und Sie wollten mir einfach sagen, es geht mich nichts an. Es kann doch
wirklich nicht sein, dass Sie als Stadträtin, ganz egal, wie groß Ihr Bereich
ist, das nicht wissen und mir nicht sagen können, was im Laska-Bereich bleibt
und was in den Pittermann-Bereich kommt. (GRin
Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Das hat doch die Frau VBgmin Laska schon
ausführlich berichtet! Oder waren sie bei der Mitteilung nicht da?) Es kann
doch nicht sein, dass Sie diese Entscheidungen ausschließlich den Beamten
überlassen. Als Stadträtin haben Sie die Verantwortung, ganz egal, wie groß Ihr
Ressort ist und was Sie noch dazu bekommen. Außerdem haben Sie die Pflicht, die
Opposition zu informieren (GRin Dr
Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Das hat man bei der Bundesregierung gesehen!),
eine Pflicht, die Sie eigentlich verweigern, indem Sie sagen, Sie wissen
nichts. Das finde ich ungeheuerlich! (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist etwas, was uns vor allem auch interessiert, weil die Stadt Wien
es bisher verabsäumt hat, mehr betreute Wohnformen für Senioren zu errichten. (GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Das
stimmt ja überhaupt nicht!) Wir wollen unbedingt wissen, ob das einer Ihrer
neuen Schwerpunkte ist, die so ungeheuer wichtig sind. Es hat sich
herausgestellt dass der Pflegebetreuungsschlüssel bei öffentlichen
Einrichtungen wesentlich geringer ist als bei privaten Trägern. Das heißt, dass
im öffentlichen Raum auch Klienten sind, die eine Pflegestufe 1 oder 2
haben, die keineswegs die intensive Betreuung durch ein Pflegeheim brauchen, die
daher dort überbetreut sind, wenn es andere Möglichkeiten für sie gäbe, sie aus
dem Pflegeheim herauskämen und eine andere Wohnform wählen könnten.
Das heißt, wenn weniger Pfleglinge in den
Pflegeheimen sind, dann wäre dieses Personal, das bereits bis an die Grenze des
Leistbaren gefordert ist, entlastet. Sie müssen sich also nicht um Klienten
bemühen, die eigentlich dort überversorgt sind, sowohl von der Pflege als auch
vom ärztlichen Standpunkt, und die durch diese Überversorgung Selbstständigkeit
verlieren. Sie lassen nach, es wird ja sowieso alles für sie gemacht.
Frau Stadträtin, Sie sind jetzt schon mehr als aufgefordert, das
Gesundheits- und Sozialsystem auf den Bedarf der Wienerinnen und Wiener
anzupassen und nicht alles auf Beamtenebene laufen zu lassen! (Beifall bei
der ÖVP.)
Die demografische Entwicklung dieser Stadt zeigt, dass
sicher in Zukunft vielmehr hoch qualifizierte Pflegeplätze erforderlich sind,
die allerdings von den Menschen erst in einem späteren Alter in Anspruch
genommen werden. Die Gesundheitsvorsorge und die Betreuung sind sehr gut. Die
Lebenseinstellung wird anders, die Menschen leben gesünder und daher länger. Es
ist
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