Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 122
Mitteln einspringen, um eine hohe Qualifikation weiterhin zu
gewährleisten.
Der WAFF trägt das Clustersupportprogramm, eine ganz wichtige
Einrichtung, die es anderswo kaum gibt. 2003, also im heurigen Jahr, stehen
dafür Mittel der Stadt und der Europäischen Union, die dieses Supportprogramm
unterstützt, in der Größenordnung von 10 Millionen EUR zur Verfügung.
Im Jahr 2000 angefangen, wurde dieses Programm von 244 Unternehmungen
und sieben Einrichtungen genützt. 400 Menschen sind auf diese Weise auf
eine neue Stelle, auf einen neuen Arbeitsplatz direkt qualifiziert und
vermittelt worden.
Nächster Punkt: Flexwork, auch eine Einrichtung vom WAFF. Sich durch
eine geschickte Geschäftspolitik selbst tragend, wird es hier möglich, ohne
Zusatz von Steuermitteln zu vermitteln. 80 Prozent der zu Vermittelnden
sind schwer vermittelbare Personen. Die machen sich im Flexwork die Arbeit
nicht leicht, sondern sie haben einen Teil der zu Vermittelnden in dem Bereich,
die sonst über AMS oder private Leihfirmen null Chancen haben. Ich denke, dass
hier eine große Arbeit geleistet wird. 2002 sind 644 Personen in diesem
Bereich beschäftigt worden. Mit Jahresende waren es bereits 232 Personen,
denen der Übertritt in ein anderes Unternehmen gelungen ist.
Im Rahmen des WAFF setzen wir gemeinsam mit dem Wiener AMS die
Sofortprogramme für Jugendliche, für die zunehmend steigende Zahl der atypisch
Beschäftigten. Viele von uns, die wir in geordneten Dienst- und
Arbeitsverhältnissen sind, wissen nicht, was es bedeutet, außerhalb der
Spielregeln des Arbeitsrechts in einem Beschäftigungsverhältnis zu stehen, wo du
jederzeit hinausfliegen kannst, wo du mit Kurzarbeit deinen eigenen
Lebensunterhalt nicht decken kannst. Das ist eine Entwicklung, die in hohem
Maße eigentlich von allen, insbesondere auch von Seiten des Bundes,
Aufmerksamkeit verdienen würde. Nichts ist davon geschehen, mit Ausnahme
dessen, was im Rahmen des WAFF an Programmen geschieht.
Ich denke, dass der Wiener ArbeitnehmerInnenförderungsfonds - das ist
keine Übertreibung - ein unverzichtbares Instrument der Wiener Beschäftigungs-
und Qualifizierungspolitik ist und dass seine Programme Vorbild für die
Entwicklung moderner Arbeitspolitik sein können. Die negativen Worte aus den
Reihen des ÖAAB hat sich der WAFF sicher nicht verdient! (Beifall bei der
SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist wahrscheinlich müßig, sich
die Frage zu stellen und eine Antwort zu suchen, warum Politiker der
Freiheitlichen und der ÖVP nicht einen ebenso klaren Durchblick in die
Wirtschaftssituation haben wie die Frau Gerlinde Österreicher, eine
Mitarbeiterin von Grundig, die das richtig einzuschätzen weiß. Unsere
Oppositionspolitiker sehen in allen Belangen ausschließlich die Versäumnisse
der Wiener Stadtregierung. (GR Dr Herbert
Madejski: So ist es!) Ich frage mich, was an Basisinformation Ihrer
Wählerinnen und Wähler bei Ihnen verloren gegangen ist. (GR Dr Matthias Tschirf: Bei Ihnen!) Denn ich bin davon überzeugt,
dass viele von denen, die Sie wählen, meine Damen und Herren von der
Österreichischen Volkspartei und von der Freiheitlichen Partei, genau so denken
wie Gerlinde Österreicher, dass es eine internationale Entwicklung gibt, die
man in seinen Auswirkungen in Kauf nehmen muss und dass in vielen Bereichen
eben das gilt, was bei Grundig eingetroffen ist. Internationale Konzerne
entscheiden abgehoben und Chefs retten ihre Haut zuerst. Das ist das, was
Gerlinde Österreicher gesagt hat. Dem ist eigentlich in dem Punkt nichts
hinzuzufügen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, gestatten Sie mir eine positive
Bemerkung. Ich bin erfreut, dass es im Rahmen der Österreichischen Volkspartei
überhaupt jemanden gibt, der sich mit Fragen des Arbeitsmarkts beschäftigt,
denn wenn ich die Situation auf Bundesebene betrachte, dann habe ich den
Eindruck, dass dort nur kaltschnäuziges Desinteresse und Wegschieben herrscht,
wenn ich mir überlege, dass es einen Bundesminister Bartenstein gibt, der
Arbeitsminister ist. Ich unterstelle ihm jetzt nicht, dass er aus seiner
persönlichen Berufssituation vielleicht einen schwierigeren Zugang zu dem Thema
hat. Aber dass Bundesminister Bartenstein unter der gegenwärtigen Situation
eigentlich mit dem Instrument des AMS nichts anzufangen weiß, dass er auf die
augenblickliche Situation am Arbeitsmarkt eigentlich nicht reagiert, dass er
nicht durch Meldungen über die Entwicklung am Lehrstellensektor alarmiert
zusätzliche Budgetmittel in die Hand nimmt, spricht doch eigentlich eine
merkwürdige Sprache. Das ist jedenfalls nicht die Sprache eines
Arbeitsministers, wie wir uns das eigentlich erwarten sollten. (GR Gerhard Pfeiffer: Reden Sie nicht über
Abwesende, sondern sprechen Sie über Ihren Rechnungsabschluss!)
Ich gebe zu bedenken, man muss nicht dem Präsidenten der
Arbeiterkammer glauben, dass es eine dramatische Entwicklung gibt. Man braucht
nur in die Statistik zu schauen, um zu sehen, wie sich die Altersstruktur der
15-Jährigen in den nächsten Jahren entwickeln wird. Wir befinden uns in einer
Phase, wo die Schulabgänger drastisch zunehmen. Wir wissen, dass der
Strukturwandel in der Wirtschaft nicht durch eine typische Zunahme der
Lehrplätze gekennzeichnet ist. Da sich nicht darüber Gedanken zu machen, ob
Lehrwerkstätten einzurichten sind, da sich nicht darüber Gedanken zu machen, ob
die Lehrlingsstiftung das eigentliche Rezept dafür ist (GR Gerhard Pfeiffer: Nein! Das Abschaffen der pragmatisierten
Lehrlinge ist die Richtlinie!), da sich nicht Gedanken über einen
österreichweiten Ausgleichsfonds zu machen, wie wir ihn vorgeschlagen haben, wo
die Länder, der Bund und die Wirtschaftskammer sozusagen für jene
Unternehmungen, die nicht aus eigenem bereit sind, Lehrlinge auszubilden, es
aber könnten, einzahlen, sozusagen diese gemeinsame Finanzierung nicht in
Erwägung zu ziehen, ist eigentlich eine schlimme Sache! Meine sehr geehrten
Damen und Herren, ich behaupte, wenn Bundesminister Bartenstein, der
unmittelbar zuständig ist, nur ein Viertel von dem Engagement für die
Arbeitsmarktpolitik aufwenden würde, den die Wiener Stadtregierung gemeinsam
mit den Wiener
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