Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 67
dann nimmt man meistens an, er habe sie bis auf den Grund
studiert. Aber meistens hat er nur jemandem zugeschaut, der sie studiert
hat." Daraus kommen dann ganz konkret die Unschärfen.
Wenn ich auf das Gartenbaukino komme, meine ich, im
Moment spielt man dort Roberto Benignis "Pinocchio" in italienischer
Originalfassung und "Grande Successo" - ich möchte das nicht einen
"Hit" nennen, weil mir das in Zeiten des Krieges nicht der richtige
Ausdruck zu sein scheint. Die Handlung von "Pinocchio" setze ich als
bekannt voraus. Manchmal würde ich mir auch in diesem Hause wünschen, dass die
gute Fee herumginge und jedem, der lügt, die lange Nase wachsen ließe. Na, das
würde ganz hübsch ausschauen! (Beifall
bei der SPÖ.) Ich möchte niemanden der Lüge zeihen - dass man mich richtig
versteht -, vielleicht sind es nur kleine Ungenauigkeiten. Es gibt ja auch
Menschen, die sagen: Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit. Ich bin da anderer
Meinung.
Ich freue mich sehr, dass das Filmarchiv Austria im Metrokino
derzeit "Kino vor dem KZ" zeigt - das ist ein Filmschwerpunkt über
Filmschaffende als NS-Opfer - und auch "Verehrt, verfolgt, vergessen -
Schauspielerkarrieren zwischen Ruhm und Vernichtung", und damit sehr gut
an die erfolgreiche Oskar-Werner-Retrospektive anschließt. Man braucht kein
Prophet zu sein, um vorauszusagen, dass im September auch eine integrale
Helmut-Qualtinger-Retrospektive und demnächst ein Willi-Forst-Schwerpunkt für
volles Haus sorgen werden.
Ich darf zum Schluss noch eine kurze Filmempfehlung
zum jetzt eben laufenden "Kino vor dem KZ" abgeben. Da sind solche
Filme dabei - die Älteren unter uns werden sich daran erinnern - wie
"Bomben auf Monte Carlo", "Bretter, die die Welt bedeuten",
"Das Kabinett des Dr Caligari", aber auch "Das Kabinett des Dr
Larifari", "Der Kongress tanzt" - auch das ist in Zeiten wie
diesen nicht uninteressant -, "Die Drei von der Tankstelle",
"Die Stadt ohne Juden", "Ein Lied geht um die Welt":
hingehen und anschauen!
Ich bitte um Zustimmung zum vorliegenden Poststück. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich danke schön. - Wir kommen zur Abstimmung.
Wer für die Postnummer 13 ist, bitte ich um ein
Zeichen mit der Hand. - Das ist mehrheitlich, ohne die Freiheitlichen, so
angenommen.
Wir gelangen zur Postnummer 7. Sie betrifft eine
Subvention an den Kulturverein Alsergrund.
Ich erteile der Berichterstatterin, Frau GRin Klicka,
zur Einleitung der Verhandlung das Wort. - Bitte.
Berichterstatterin GRin Marianne Klicka: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden
Geschäftsstück.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. - Die Debatte ist eröffnet. Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Dr Salcher. - Bitte.
GR Dr Andreas Salcher
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Der 9. Bezirk, Alsergrund, ist bekanntlich ein Bezirk, in dem es
wunderschöne Theater wie zum Beispiel das Schauspielhaus gibt. Aufgrund der
dringlichen Situation der Theater in Wien und des Besucherrückgangs, den es
zumindest laut der "Presse" gibt - aber ich glaube, das stellen auch
die Evaluatoren fest, die im Augenblick dankenswerterweise die Theatersituation
in Wien untersuchen -, ist das ein Thema, mit dem wir uns im Kulturausschuss
gar nicht früh genug auseinander setzen können. Mit Besucherrückgang meine ich
vor allem den Besucherrückgang im Sprechtheater.
Es gab damals in der Ära von Dr Marboe die meiner
Ansicht nach wirklich gute Idee des Theater-Dienstags, die auch von allen
unterstützt wurde, die Idee, so wie es den Kino-Montag gibt, einen
Theater-Dienstag zu etablieren. Das ist eine Initiative, die im Prinzip formal
noch aufrecht ist, aber überhaupt nicht mehr beworben wurde und den Wienerinnen
und Wienern nicht bekannt ist.
Ich erlaube mir daher, zu diesem Thema einen Antrag
einzubringen, der darauf hinausläuft, diese Initiative fortzuführen, weil der
Aufwand, den wir in Wien für Theater ausgeben, in Relation dazu, dass dann doch
die Chance besteht, dass wieder mehr Menschen am Theaterangebot in dieser Stadt
teilhaben können, meiner Ansicht nach durchaus gerechtfertigt ist.
Ich bringe daher den Antrag ein:
Der Gemeinderat möge beschließen, dass das Kulturamt
der Stadt Wien aufgrund der sinkenden Besucherzahlen der Wiener Theater die Initiative
Theater-Dienstag wieder ausreichend finanziell unterstützt.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Ringler. - Bitte.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich
weiß, Sie alle wollen schon gerne nach Hause gehen, aber ich glaube, das
Theater in Wien verdient sich Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN sowie des StR Dr Peter Marboe. - GRin Renate
Winklbauer: Wir sind ja nicht eine Stunde später gekommen! - Weitere
Zwischenrufe.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend):
Die Demokratie ist keine Frage der Uhrzeit.
GRin Mag Marie Ringler (fortsetzend): Das sehe ich genau so. (Beifall bei den GRÜNEN und der SPÖ.)
Meine Damen und Herren! In
diesem Sinne ein paar Worte zu dem von meinem Kollegen Salcher eingebrachten
Antrag: Wir werden diesem Antrag zustimmen. Ich sehe allerdings unsere
Zustimmung hier als einen symbolischen Akt dafür, dass wir sehr dringend in
eine Diskussion über die Theaterlandschaft in Wien eintreten müssen (GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Symbolische
Zustimmung gibt es nicht!), die über das hinausgeht,
was wir derzeit tun, nämlich eine Studie in Auftrag zu geben, wobei drei
Personen - ich glaube, sehr kompetente ExpertInnen - damit beauftragt worden
sind, sich mit der Frage der Theaterlandschaft in Wien auseinander zu setzen.
Ich denke auch, dass der
Besucherrückgang im Theaterbereich nicht nur eine Frage der Werbung und der
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